Vermarktung regionaler Agrarprodukte: WFG und “Hohenlohe aktiv” stellen Studie vor
“Möglichst viel Wertschöpfung in der Region Heilbronn lassen”
von Herbert Kaletta - Artikel der Heilbronner Stimme vom 25.06.2005

“Es gibt im Prinzip keinen Großhandel für regionale Produkte", sagt Reiner Weber. Der Diplomingenieur und Architekt aus Heilbronn hat jetzt eine Machbarkeitsstudie erstellt. Die empfiehlt, eine Vermarktungsgemeinschaft zu gründen.
Auftraggeber war die Wirtschaftsförderungs- gesellschaft Raum Heilbronn (WFG), die 20 000 Euro kostende Studie bezahlte das Bundesverbraucher- ministerium über das Modellprojekt Hohenlohe aktiv.
Die Vermarktungsgesellschaft wurde am Ende unter zehn Möglichkeiten als die passendste definiert. Großkunden könnten damit individueller und kontinuierlich bedient werden, Vertriebs- und Produktionskosten gesenkt werden. Im Verhältnis zu anderen Organisationsformen seien zudem die Investitionen gering und realisierbar.
Weber, der seit über zehn Jahren für große deutsche Handelsunternehmen tätig war, sieht in seiner Studie durchaus realistische Chancen für das Projekt. Bei einer Umfrage hat die überwiegende Mehrzahl der Erzeuger Interesse am Mitmachen signalisiert. Potentielle Kunden wie die Gastronomie, der unabhängige Lebensmittel- einzelhandel oder Einrichtungen der Gemeinschafts- verpflegung würden dies begrüßen.
“Im Kern geht es um das schließen einer Lücke zwischen Direktvermarktung und Vermarktung über den überregionalen Großhandel", beschreibt Walter Kress, Regionalmanager bei “Hohenlohe aktiv" die Zielsetzung. In der derzeitigen Struktur überfordern die (Mengen)-Wünsche der ins Auge gefassten Kundschaft den einzelnen Erzeugerbetrieb. Für überregionale Vermarkter wie die Vitfrisch wiederum sind diese Kunden zu klein. Zudem kann bei bundesweitem Vertrieb der regionale Aspekt nicht beworben werden.

Das aber soll eine regionale Vermarktungsgesellschaft leisten - mit einem eigenen Markenzeichen. Diese soll Qualitätsaussagen machen, allerdings in einer Definition, die konventionelles und biologisches Wirtschaften einbezieht, denn die Mehrzahl der hiesigen Selbstvermarkter baut konventionell an. Der Umstand, dass es den Großhandel für regionale Produkte nicht gibt, “hemmt die Vermarktung deutlich", erklärt Reiner Weber. Schließlich ist es aufwändig und umständlich, wenn ein Unternehmen sich seine Bedarfskontingente bei 20 verschiedenen Erzeugern suchen und sichern muss. Zwar kooperieren die über 100 Direktvermarkter in Stadt- und Landkreis Heilbronn zum Teil schon - in erster Linie aber, um die Produktpalette ihrer Selbstvermarktung (Hofläden) zu vergrößern.
“Eindeutige Signale" sieht Walter Kress von der Gastronomie. Einen weiteren Marktfaktor verspricht er sich von der Einführung der Ganztagesschulen. Kress legt Wert darauf, dass man nicht gegen bestehende Strukturen, wie zum Beispiel die Genossenschaften agieren wolle. Es gehe darum, den Erzeugern einen größeren Mehrwert zu sichern. “Wir wollen möglichst viel Wertschöpfung in der Region lassen."
Der nächste Schritt wird nun sein, Erzeuger zu gewinnen. Dies ist Aufgabe des Regionalmanagements von “Hohenlohe aktiv", das vom Herbst an für den Bereich Heilbronn bei der WFG angesiedelt sein wird. Projektträger könnte die WFG sein, denn für deren Geschäftsführer Markus Wegerhoff ist das “eine neue Dienstleistung und damit ein klassisches Thema der Wirtschaftsförderung."